Am vergangenen Samstag, dem 14.09.13, empfing der JC´93 als Ausrichter des dritten Kampftages der Verbandsliga Westfalen die Mannschaften aus Paderborn und Bünde. Da alle Mannschaften, ebenso wie die beiden Unparteiischen Michael Jahnke und Walter Stockbrügger, aus dem Bezirk Detmold kommen, stellte sich vor Kampfbeginn schnell eine familiäre Atmosphäre in der Halle ein. Bei so vielen bekannten Gesichtern fühlte sich die Begegnung fast ein wenig nach Landesliga an. Da sich jedoch alle drei Teams aus OWL im Abstiegskampf befinden und eben nicht wieder in der Landesliga landen wollen, war es bei Kampfbeginn schnell vorbei mit der lauschigen Atmosphäre.
Die Bielefelder durften sich als Gastgeber zunächst das Duell der Gastmannschaften ansehen. Paderborn und Bünde schenkten sich gegenseitig keine Punkte. Jeweils eine Gewichtsklasse mussten beide Teams unbesetzt lassen, so dass es bereits 1:1 stand, ehe der erste Wurf angesetzt wurde. Die erste richtige Begegnung endete ebenfalls unentschieden, anschließend nahmen sich Paderborn und Bünde im Wechsel gegenseitig die Punkte ab. Am Ende stand ein 3:3 Unentschieden, das Team des JC´93 war entzückt, bedeutete dies doch, dass beide Konkurrenten lediglich einen Punkt holen konnten.
Motiviert bis in die Haarspitzen betrat die erste Aufstellung des JC die Matte, fest entschlossen, die Mannschaft aus Bünde aus der Halle zu fegen. Elnur Madatov trat als Erster an. Der gebürtige Aserbaidschaner, eigentlich eingewogen -81kg, startete in der Gewichtsklasse +100kg. Sein Gegner war ein echter Schwergewichtler, erfahrener Kämpfer und somit eine große Herausforderung. Elnur hielt im Griffkampf tapfer dagegen und zeigte seinem Gegner mit seiner aus mitteleuropäischer Sicht unorthodoxen Kampfweise schnell, dass er nicht bloß als Wurffleisch auf die Matte gegangen war. Dennoch machte ihm der Kraft- und Gewichtsvorteil seines Gegenübers sichtbar zu schaffen. Entsprechend groß war der Jubel, als Elnur es schaffte, seinen Gegner am Mattenrand mit O-uchi-gari abzuschießen. Eine schnelle, saubere Aktion, die vom Unparteiischen mit einem Ippon belohnt wurde. Von den ganz schweren ging es anschließend zu den ganz leichten. Dem JCler Torsten Klaus (-60kg) konnte Bünde nichts entgegensetzen, 2:0 durch den kampflosen Punkt. In der Gewichtsklasse -81kg startete für die Bielefelder Mannschaft Patrick Krain. Der Gastkämpfer aus Ludwigsfelde hat während seines Studiums in Bielefeld beim JC ´93 trainiert und für den Verein gekämpft. Seit kurzem lebt er nun wieder in der Nähe von Berlin. Er ließ es sich aber nicht nehmen, eigens für den Kampftag anzureisen und mit seinen Bielefelder Judokameraden auf die Matte zu gehen. Patrick zündete ein Feuerwerk aus hartem, dominantem Griffkampf und schnellen, aggressiven Ansätzen, das die Bielefelder zum Jubeln brachte. Nach kurzer Kampfzeit stampfte er seinen Gegner mit Harai-goshi förmlich in den Boden und sicherte so das 3:0. Johannes Horstmann betrat die Matte, fest entschlossen in der Gewichtsklasse -100kg den vorzeitigen Sieg für sein Team zu holen. Sein Gegner, ein hochgesetzter 81er, konnte in Sachen Kraft nicht mit Johannes mithalten, machte ihm jedoch mit entsprechender Schnelligkeit und einer extrem hohen Reichweite zu schaffen. Johannes musste ackern, ärgerte sich, als Ansatz um Ansatz zwar teilweise Punkte brachten, aber nicht mit dem erhofften Ippon belohnt wurden. Nach etwa zwei Minuten stellte Johannes die Kampftaktik um, machte seinen leichteren und schwächeren Gegner mit wiederholten Bodenaktionen mürbe. Als er bei einer dieser Aktionen seinen Haltegriff durchbringen konnte, schnürte er den Bünder ein und ließ ihm keine Chance zu entkommen. Der Ippon folgte nach 25 Sekunden, die Bielefelder brachen in frenetischen Jubel aus. Dass er mit dem 4:0 den sicheren Sieg vorzeitig für sein Team geholt hatte, konnte Johannes immer noch nicht richtig fassen, als er von der Matte kam und den Platz für Henry Carow (-66kg) frei machte. Henry konnte leider nicht punkten, wurde nach kurzer Zeit Ippon geworfen. Ebenfalls nicht erfolgreich war Louis Koschinski in der Gewichtsklasse -73kg, wenn er auch etwas länger gegen den starken Dominik Brett bestehen konnte. Beim Stand von 4:2 ging also in der Gewichtsklasse -90kg Carsten Dörr auf die Matte. Carsten, der neben seinem Engagement im Judo auch seit langem aktiver Ringer ist, ist im Bezirk bekannt für seine Vorliebe für Ausheber und aus dem Ringen entlehnte Bodentechniken. Nichts desto trotz ließ sich sein Gegner aus Bünde mit einem fulminanten Ura-nage wegknallen, der Lautstarke Aufprall auf der Matte machte den Endstand für alle Anwesenden deutlich: 5:2 für den JC93 Bielefeld!
Voller Begeisterung über das Vollbrachte gingen die Bielefelder Athleten mit nur leicht veränderter Aufstellung in den Kampf gegen Paderborn. Diesmal in der Gewichtsklasse +100kg kämpfte der hochgesetzte Waldemar Straumberger, eigentlich -81kg eingewogen. Bereits nach kurzer Zeit bekam Waldemar im Boden die Chance, seinem ebenfalls hochgesetzten Gegner zu zeigen, was beim JC´93 während des gesamten Sommers im Ferientraining geübt worden war: Juji-gatame. Routiniert rief er die Bewegungen ab, die so oft geübt wurden, allen umstehenden JClern war schon klar, was kommen würde, bevor er sein Gegenüber abhebelte und so den ersten Punkt holte. Torsten Klaus stand erneut in der Gewichtsklasse -60kg auf der Matte, punktete wieder kampflos. Paderborn hätte zwar einen jungen Athleten aufstellen können, verzichtete jedoch aus unbekannten Gründen darauf. Torsten war etwas enttäuscht, nicht kämpfen zu können. Das man sich nicht traute, gegen ihn anzutreten schmeichelte dem erfahrenen Kämpfer andererseits auch ein wenig. Patrick Krain hatte in der Gewichtsklasse -81kg eine harte Aufgabe zu erledigen, mit Tobias Geier stand ihm der stärkste Kämpfer des Paderborner Teams gegenüber. Patrick ließ sich davon nicht beeindrucken, nach anfänglichen Schwierigkeiten setzte er zunehmend seinen starken Griff im Nacken des Gegners durch, seine Aktionen führten jedoch nicht zum gewünschten Erfolg. Nach etwa der Hälfte der Kampfzeit gelang es Patrick dann doch, den Paderborner in der Mattenecke passend zu stellen und mit einem blitzschnell angesetzten O-goshi auf die Tatami zu schicken. Elnur Matadov traf in der Gewichtsklasse -100kg erneut auf einen schwereren Gegner. Der Nachteil an Masse war jedoch bei weitem nicht so hoch wie im ersten Kampf und auch in Sachen Kraft konnte der Bielefelder Athlet locker mithalten. Bereits nach kurzer Kampfzeit hob er den schwereren Gegner aus und schleuderte ihn mit Ura-nage auf die Matte. Der zweite Mannschaftssieg war sicher, die Bielefelder feierten. Henry Carow (-66kg) fiel in der nächsten Begegnung auf den Seoi-nage seines Gegenübers und gab den ersten Punkt ab. Anschließend betrat Louis Koschinski die Wettkampffläche, fest entschlossen für den JC´93 noch einen Punkt in der Gewichtsklasse -73kg zu holen, ehe er am folgenden Tag für ein Jahr nach Australien aufbrechen würde. Sein Paderborner Gegner bereitete ihm keinerlei Probleme, davon abgesehen, dass es ihm nicht gelang, ihn mit einer spektakulären Technik so abzuschießen wie er es sich erhofft hatte. Nach kurzer Zeit gab Louis dieses Vorhaben auf, legte seinen unterlegenen Gegner sanft und kontrolliert mit Soto-maki-komi ab und sicherte so das 5:1. Als letztes betrat Carsten Dörr die Matte, konnte sich jedoch in der Gewichtsklasse -90kg nicht durchsetzen. Somit lautete der Endstand erneut 5:2 für den JC´93 Bielefeld.
Die Bielefelder stehen nach diesen wichtigen Heimsiegen auf dem sechsten Tabellenplatz, punktgleich mit dem fünftplatzierten JC Pelkum-Herringen, der eine Niederlage weniger und somit die bessere Unterbewertung hat. Auf den TV Paderborn, der mit dem siebten Tabellenplatz zurzeit den ersten Absteiger darstellen würde, haben die Bielefelder Judoka drei Punkte Vorsprung. Diesen Vorsprung gilt es nun beim letzten Kampftag in zwei Wochen in Bochum zu halten. Keine leichte Aufgabe, trifft man dort mit Bochum II und Gelsenkirchen auf den Erst- und den Zweitplatzierten. Beide Mannschaften ringen um den Aufstieg in die Oberliga und werden keinen Punkt verschenken. Somit haben die Bielefelder wichtige Punkte im Abstiegskampf gesichert und die Katastrophe vorerst abgewendet. Ob sie tatsächlich in der Verbandsliga bleiben können, wird aber wahrscheinlich auch davon abhängen, wie sich der TV Paderborn in zwei Wochen beim letzten Kampftag gegen Pelkum-Herringen und Dortmund schlägt.